Verleihung des „Förderpreises Ehrenamt 2017“

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer

Im Rahmen einer Feierstunde in der Staatskanzlei zeichnete Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer gemeinsam mit dem Präsidenten der Landesarbeitsgemeinschaft PRO EHRENAMT, Hans Joachim Müller, am Dienstag (6.6.17) die diesjährigen Preisträger des „Förderpreises Ehrenamt“ aus.
Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer: „Die heutigen Preisträgerinnen und Preisträger sind herausragende Beispiele für gelebtes Ehrenamt. Ihr Engagement steht beispielhaft für die Vielen, denen es zu verdanken ist, dass das bürgerschaftliche Engagement im Saarland in den unterschiedlichsten Bereichen einen sehr hohen Stellenwert besitzt. Nicht umsonst steht das Saarland hinsichtlich der Ehrenamtsdichte in den letzten Jahren immer im Spitzenfeld aller Länder. Die Vielzahl der Kandidaten für den Förderpreis Ehrenamt spiegelt die Reichweite und gesamtgesellschaftliche Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements wider. Ein herzliches Dankeschön gebührt allen, die hierzu beitragen.“
In ihrer Ansprache betonte die Regierungschefin, dass es ein großes Anliegen der Landesregierung sei, das Ehrenamt in möglichst vielen Bereichen zu unterstützen. So hat die Landesregierung gemeinsam mit der LAG PRO EHRENAMT zur Stärkung des Ehrenamtes auch mehrere Initiativen der Anerkennungskultur ins Leben gerufen, wie die Einführung der Ehrenamts-karte, die Gewährung von Ehrenamtsurlaub oder den Abschluss einer Ehrenamtsversicherung.
Auch die Förderansätze für Aktivitäten des bürgerschaftlichen Engagements wurden 2016 und 2017 angehoben. „Die Landesregierung wird auch in der neuen Legislaturperiode das Ehrenamt weiterhin fördern und die ehrenamtliche Arbeit von knapp 400.000 Menschen in Vereinen, Verbänden und Selbsthilfegruppen nach besten Möglichkeiten unterstützen“, so die Ministerpräsidentin.
In diesem Jahr bewarben sich 49 Projekte um den Förderpreis. Nach den Kriterien des Förderpreises Ehrenamt ist neben dem innovativen auch der nachhaltige Charakter der vorgestellten Projekte wichtig. Dabei gilt es auch, neue Wege zu suchen und zu beschreiten, beispielgebend für neue Formen und Möglichkeiten des bürgerschaftlichen Engagements.
Eine unabhängige Jury wählte sechs Projekte als Preisträger aus. In den Bereichen „Innovatives Engagement“ und „Engagierte Jugend“ gewannen jeweils drei Projekte. Die sechs Förderpreise Ehrenamt sind mit jeweils 1000 € dotiert.
Die Preisträger des Förderpreises Ehrenamt 2017 sind im Bereich „Innovatives Engagement“ die Radlerfreunde Homburg mit ihrer Fahrradwerkstatt für Bedürftige, die Bürgerinitiative Altenkessel mit der Gestaltung eines Brückengeländers und der SV Auersmacher mit seinem Projekt zu Suchtprävention in einem Fußballclub. Im Bereich „Engagierte Jugend“ gewannen der Musikverein Merchweiler mit seinem Jugendorchester „Tonwelle“, der Ortsverein Scheiden mit der Gestaltung eines Jugendtreffs und das JUZ United mit der Gestaltung internationaler Jugendtreffs.
In diesem Jahr wurde der Förderpreis Ehrenamt, der alle zwei Jahre ausgeschrieben wird, zum 10. Mal vergeben. Zugleich kann die LAG PRO EHRENAMT auf 20 Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken.Das musikalische Rahmenprogramm gestaltet die deutsch-syrische Musikgruppe Al Rabieh.

Laudator SR-Programmdirektor Lutz Semmelrogge

Nachfolgend die Laudatio von Herrn Lutz Semmelrogge, Programmdirektor des saarländischen Rundfunks

Förderpreis Ehrenamt 2017 – Fahrradwerkstatt für Bedürftige Homburg (6.6.17)

Vielleicht kennen Sie den Film „Das Mädchen Wadjda“, der vor einigen Jahren auch in deutschen Kinos lief. Ein 11jähriges Mädchen, das in Saudi-Arabien heranwächst, wünscht sich nichts sehnlicher als ein Fahrrad. Doch das Fahrradfahren gilt als unschicklich für Mädchen, ist streng verboten. Aber sie versucht alles, ihren Traum verwirklichen. Gegen viele Widerstände gelingt es ihr am Ende schließlich doch. Ihr Traum geht in Erfüllung, voller Glück und beschwingt fährt sie mit ihrem neuen Fahrrad durch die Straßen ihrer Heimatstadt. Was bei uns das Normalste von der Welt ist – Fahrradfahren – ist hier ein weit entfernter Traum. Das Mädchen Wadjda ist nicht nur über-glücklich mit ihrem Fahrrad, sie hat sich damit auch ein wichtiges Stück Selbständigkeit, ja Freiheit erkämpft!

Viele Flüchtlinge, vor allem aus Syrien, sind vor Krieg und Unterdrückung geflohen, haben sich auf den beschwerlichen Weg nach Deutschland gemacht, um hier Sicherheit und Freiheit zu finden.

Durchhalten, wenn es beschwerlich bergauf geht; die sprichwörtlichen Durststrecken überwinden; auch bei Gegenwind nicht aufgeben; sich abstrampeln, um ein Ziel zu erreichen – das sind Eigenschaften, die man allgemein im Leben braucht, ebenso wie – konkret – beim Fahrradfahren.

Außerdem braucht man natürlich – ein Fahrrad! Es dient der Mobilität, hilft dabei, Dinge zu erledigen, Freunde zu besuchen, die Umgebung zu erkunden. Doch woher ein Fahrrad nehmen, wenn man nur mit den wichtigsten Habseligkeiten in Deutschland angekommen ist?

Hier hilft die Fahrradwerkstatt für Bedürftige in Homburg – und zwar mit Rat/d und Tat! Seit Ende 2015 engagieren sich hier die Vereine „Radlerfreunde Homburg“ und „Homburger wollen helfen“ gemeinsam mit dem Michelin Reifenwerk, der Stadt Homburg und der AWO. Sie stellen Flüchtlingen und bedürftigen Menschen Fahrräder zur Verfügung. Denn die Wege zur Teilhabe an der Gesellschaft sind in Deutschland manchmal im wahrsten Sinne des Wortes lang – und zu Fuß nicht immer gut erreichbar.

Gleichzeitig lernen aber auch neu angekommene Menschen in der Fahrradwerkstatt Tricks und Kniffe, wie man Reparaturen selbst vornimmt. Fahrräder werden für Flüchtlinge gespendet und Instand gesetzt – und bei diesen Arbeiten helfen wiederum geflüchtete Menschen.

Wer als Hilfesuchender kam, wird hier selbst zum Helfer. Das ist schon ein besonderes Projekt für nachhaltige Integration!

Und die Idee hat offensichtlich großen Erfolg: Mehrere hundert Fahrräder sind schon fit gemacht und an potentielle Radler übergeben worden.

Bei der Fahrradwerkstatt engagieren sich Menschen für Menschen – aber man kann auch sehen, dass unterschiedliche Institutionen – Vereine, eine Stadt, ein Unternehmen und soziale Einrichtungen – gemeinsam etwas Großartiges auf die Beine – oder in diesem Fall – auf die Räder stellen können.

Mobil sein, selbständig werden, ein Stück Freiheit gewinnen – Für die Jury des Förderpreises Ehrenamt ist deshalb Ihre Initiative, Ihr Projekt, einen besonderen Preis im Bereich Innovatives Engagement wert.

Herzlichen Glückwunsch!